Biografie

Cem Özdemir, geb. 1965 in Bad Urach (Kreis Reutlingen), verheiratet, zwei Kinder, ist Mitglied des Deutschen Bundestages sowie Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. Zuvor war er Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss.

Er ist zwar gut zu Fuß, aber eingewandert ist er dennoch nicht: geboren ist Cem Özdemir am 21.12.1965 im schwäbischen Bad Urach. Seine Eltern kamen Anfang der 1960er Jahre als Gastarbeiter nach Deutschland und haben sich hier kennengelernt. Wenn man so will, ist Cem Özdemir ein Produkt des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens.

Als Erzieher ausgebildet, schloss er 1994 sein Studium der Sozialpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule für Sozialwesen in Reutlingen ab.

1981 trat er der Partei Die Grünen bei (heute: Bündnis 90/Die Grünen). Ökologie und Nachhaltigkeit waren die Themen, die ihn als Jugendlicher politisiert haben, ob bei der Schülerzeitung an seiner Realschule, beim Verkauf von Dritte-Welt-Waren oder beim Einsatz für ein Recyclingkonzept in seiner Geburtsstadt. Eine wichtige Wegmarke war der Erhalt der Ermstalbahn in Baden-Württemberg. Als man die Gleise der stillgelegten Strecke  rausreißen wollte, hat er mit Gleichgesinnten Mitte der 1980er Jahre dagegen protestiert und Sonderfahrten organisiert. 1999 wurde die einst von so genannten Experten totgesagte Ermstalbahn tatsächlich auch wieder in Betrieb genommen.

Zwischen 1989 und 1994 war Cem Özdemir Mitglied im Landesvorstand der Grünen in Baden-Württemberg, wo er heute im Kreisverband Stuttgart beheimatet ist. 1994 wurde er als erster Abgeordneter türkischer Herkunft in den Deutschen Bundestag gewählt, dem er zwei Legislaturperioden lang bis 2002 angehörte. Im Jahr 2003 war er als `Transatlantic Fellow´ beim US-Think Tank `German Marshall Fund of the US´ in Washington DC und Brüssel. In dieser Zeit befasste er sich mit den transatlantischen Beziehungen und mit der politischen Selbstorganisation ethnischer Minderheiten in den USA und Europa. Von 2004 bis 2009 war Cem Özdemir Abgeordneter des Europäischen Parlaments (Die Grünen / Freie Europäische Allianz). Er war außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion und Vize-Präsident des CIA-Sonderausschusses (‚Nichtständiger Ausschuss zur behaupteten Nutzung europäischer Staaten durch die CIA für die Beförderung und das rechtswidrige Festhalten von Gefangenen‘). Von 2008 bis Januar 2018 war Cem Özdemir Bundesvorsitzender von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. 2013 wurde er erneut Mitglied des Deutschen Bundestages, 2017 war er Spitzenkandidat seiner Partei zur Bundestagswahl. Anschließend leitete er ab Februar 2018 als Vorsitzender den Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur des Deutschen Bundestages.

In seinen Büchern ‚Currywurst und Döner – Integration in Deutschland‘ und ‚Ich bin ein Inländer‘ spiegeln sich seine multikulturellen Erfahrungen in Deutschland wider. 2008 erschien sein Jugendbuch „Die Türkei. Politik. Religion, Kultur“.

1996 erhielt er die Theodor-Heuss-Medaille und den Civis Media-Preis für seinen Einsatz für ein vorurteilsfreies Zusammenleben von Deutschen und Migranten. Für seinen Einsatz gegen Antisemitismus und für Menschenrechte erhielt er den AJC Ramer Award 2018. Sein Debattenbeitrag im Deutschen Bundestag vom 22. Februar 2018 wurde er als „Rede des Jahres 2018“ gekürt und ist Grund für die Auszeichnung mit dem Dolf-Sternberger-Preis 2019. 2019 wurde er mit der Raoul-Wallenberg-Medaille und dem Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung ausgezeichnet. Er ist außerdem Preisträger des großen Dambedei 2022 – der große Dambedei wird jährlich von der Bäckerinnung Nordschwarzwald für besondere Verdienste um das regionale Bäckerhandwerk verliehen.

Cem Özdemir ist Gründungsmitglied des European Council on Foreign Relations (ECFR). Seine Mitgliedschaften in Beiräten beinhalten außerdem das Berliner Büro des American Jewish Committee (AJC) und die Hrant Dink Stiftung. Er gehört den Kuratorien des Deutsch-Türkischen Forums Stuttgart e.V., der Theodor-Heuss-Stiftung, der Deutschlandstiftung Integration sowie der Festlichen Operngala „Rebuild Ukraine“ von A-Pro Just Classics! an. Außerdem war er Kuratoriumsvorsitzender der Ausstellung „Solingen 93“ vom Zentrum für verfolgte Künste. Zudem ist er Mitglied im Präsidium der Stiftung Neue Verantwortung, Mitglied im Council of Friends des Progressiven Zentrums sowie Vereinsbeirat des FC Play Fair!. Als erster Grüner war er 2014/2015 „Botschafter des Bieres“ des Deutschen Brauer-Bundes. Daran anknüpfend ernannte ihn 2017 der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks zum „Botschafter des Deutschen Brotes“. Für das „OSKAR-Sorgentelefon“ des Bundesverbandes Kinderhospiz, die AKTIONfahrRAD, den Deutschen Waldpreis, beim Deutschen Imkerbund, bei der Württemberger Gesellschaft, bei der RUNDSCHAU für den Lebensmittelhandel, beim Eine-Welt-Forum, beim Boden des Jahres, der Aktion Bio-Brotbox, bei der Deutschen Agrarforschungsallianz, bei der Internationalen Pflanzenmesse IPM Essen und beim Bundesverband der Regionalbewegung engagiert sich Cem Özdemir als Schirmherr.