„Die ersten Kopftücher sah ich bei schwäbischen Bäuerinnen“

Meine Eltern kamen in den 1960er Jahren nach Deutschland. Sie haben sich erst hier kennengelernt. Wenn man so will, bin ich ein Produkt des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens. Es gab damals in Deutschland eine ungeheure Nachfrage nach Arbeitskräften.

Meine Heimatstadt Urach hatte eine starke Textilindustrie. Nach einem Jahr im Schwarzwald hat mein Vater dort angefangen, dann ging er in eine Firma, die Feuerlöscher herstellte. Meine Mutter arbeitete in einer Papierfabrik. Sie kam abends immer mit aufgeschnittenen Armen zurück, von den scharfen Kanten des Papiers. Aber sie bekam vom vielen Schleppen auch sehr starke Muskeln. Beim Armdrücken in der Familie hat sie gegen uns Männer immer gewonnen.

Die ersten Kopftücher sah ich auf der Schwäbischen Alb. Bei den Bäuerinnen. Meine Mutter musste sich in Urach ganz schön umstellen. Wenn man aus Istanbul kommt, ist Urach nicht gerade die nächste Großstadt – auch wenn es vor fünfhundert Jahren kurz mal die Hauptstadt von Südwürttemberg war. Meine Mutter eröffnete dann eine Änderungsschneiderei. Manchmal fragten Kundinnen: Sind Sie jetzt froh, dass Sie kein Kopftuch mehr tragen müssen? Und dass Ihr Mann Sie in Deutschland nicht schlagen darf? Wenn mein Vater gerade daneben stand und den Laden aufkehrte, dachte er vermutlich: Wenn die wüssten! …

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